Frei Sein - Reformation 2006 Schwanberg

Glaubst Du, dass der Wind weht,
weil irgend jemand sagt: "Wind, weh jetzt"
Glaubst Du, dass die Sterne, die am Himmel stehen
leuchten, weil irgendwer sie an knipst? Glaubst Du das?
Glaubst Du, dass die Elemente tun, was sie sollen,
und nicht, was sie wollen? Glaubst Du das? Glaubst Du das?
Wenn Du das glaubst, dann wirst Du nie sehen
und verstehen, was ich mein, wenn ich sag':

Ich will frei sein,
frei wie der Wind, wenn er weht.
Ich will frei sein,
frei wie ein Stern, der am Himmel steht.
Ich will frei sein,
ich will frei sein, nur frei sein, nur frei sein, nur frei sein.
Ich will frei sein, nur frei sein,
ich will frei sein, nur frei sein, nur frei sein, nur frei sein.

Glaubst Du, dass die Erde
aufhören würde, sich zu drehen,
wenn irgendwer entschiede,
dass es besser wär' für sie zu stehen? Glaubst Du das?
Glaubst Du, dass irgendwer, irgendwo, irgendwann
für Dich Dein Leben leben kann? Glaubst Du das? Glaubst Du das?
Wenn Du das glaubst, dann wirst Du nie sehen
und verstehen, was ich mein, wenn ich sag':

Ich will frei sein,
frei wie der Wind, wenn er weht.
Ich will frei sein,
frei wie ein Stern, der am Himmel steht.
Ich will frei sein,
ich will frei sein, nur frei sein, nur frei sein, nur frei sein.
Ich will frei sein, nur frei sein,
ich will frei sein, nur frei sein, nur frei sein, nur frei sein.

Glaubst Du, dass Dein Leben
bereits geschrieben steht,
und dass irgendwo ein Weiser
für Dein Tun die Konsequenzen trägt - glaubst Du das?
Glaubst Du, dass von allen Leben auf der Welt eins
wertvoller ist als Deins? Glaubst Du das? Glaubst Du das?
Wenn Du das glaubst, dann wirst Du nie sehen
und verstehen, was ich mein, wenn ich sag':

Ich will frei sein,
frei wie der Wind, wenn er weht.
Ich will frei sein,
frei wie ein Stern, der am Himmel steht.
Ich will frei sein,
ich will frei sein, nur frei sein, nur frei sein, nur frei sein.
Ich will frei sein, nur frei sein,
ich will frei sein, nur frei sein, nur frei sein, nur frei sein.

Liebe Gemeinde,
von der Freiheit möchte ich so singen können wie Xavier Naidoo
und von der Freiheit so predigen wie Paulus:

Gal 5, 1-6                                       
Zur Freiheit hat uns Christus befreit!
So steht nun fest
und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen!
Siehe, ich, Paulus, sage euch:
Wenn ihr euch beschneiden lasst,
so wird euch Christus nichts nützen.

Ich bezeuge abermals einem jeden, der sich beschneiden lässt,
dass er das ganze Gesetz zu tun schuldig ist.

Ihr habt Christus verloren,
die ihr durch das Gesetz gerecht werden wollt,
und seid aus der Gnade gefallen.
Denn wir warten im Geist
durch den Glauben auf die Gerechtigkeit,
auf die man hoffen muss.
Denn in Christus Jesus gilt weder Beschneidung
noch Unbeschnittensein etwas,
sondern der Glaube,
der durch die Liebe tätig ist.


Ich will frei sein, nur frei sein … singt der Christ Xavier Naidoo.
Zur Freiheit hat Christus uns befreit, sagt Paulus.

Glaubst du das?
Was glaubst du?

Freiheit – ist Freiheit und sonst nix, hat ein Münchner gesagt. In Zeiten als diese Freiheit schon verloren, korrumpiert war und man die Freigeister festgesetzt hat.   

Zur Freiheit hat Christus uns befreit, sagt Paulus.
Wenn in der Kirche von Freiheit geredet wird, auch heute noch und sogar in der evangelischen Kirche, dann wird’s ernst. Wenn ich heute so von der Freiheit rede wie ein Xavier Naidoo und ein Paulus, dann werden hinterher tausend Einschränkungen kommen und Fragen  - „Ich möchte ja nur einmal anmerken, Herr Pfarrer“. – „haben Sie nicht etwas vergessen?“

Ach die Freiheit: ich kann die Gedanken schon hören. [
Bedenklich: Kann die Freiheit nicht so schrecklich missbraucht werden?
Besorgt: Müssen wir der Freiheit deshalb nicht Schranken setzen?
Ganz klug: endet meine Freiheit nicht an der Freiheit des anderen?

Wie viel Freiheit braucht der Mensch?

Liebe Schwestern und Brüder:
Wer bei die Freiheit unter Bedingungen stellt wie: Ja, aber, - ja, wenn nur, - wer die Freiheit in Nebensätzen klein redet, der braucht sich nicht wundern, wenn ein Max Scheler, ein Jean Paul Sartre, ein Nicolai Hartmann sich hinstellen und sagen:
„um meiner Freiheit willen kann ich nicht wollen, dass es einen Gott gibt.“
Für wie viele andere ist die Freiheit die entscheidende Frage, Gott und die Freiheit zusammendenken, ist die theologische Meisterfrage.
Für mich auch.
Gott und die Freiheit gehören zusammen.
Dieser Gott, der in Christus befreit, ist die Freiheit.

Noch einmal: Warum nicht? Gott ist die Freiheit!
Warum scheuen wir uns, so etwas frei heraus zu sagen und kommen mit den Bedenken, dass Freiheit missbraucht werden kann. Und dann reden wir in der Kirche von Liebe und Glaube – kann nicht Liebe und noch viel mehr Glaube ebenso furchtbar missbraucht werden?
Ist nicht die Freiheit der Schutz vor dem Missbrauch?
Weil da einer sich hinstellen kann und kann sagen: Nein – so nicht.
Gegen die Autoritäten, gegen die Tradition stellt sich einer hin und protestiert und beruft sich auf die Freiheit des Gewissens und die Freiheit der Vernunft und die Freiheit der Schrift.
Auf diesen Paulus.
Und gehorcht nicht.
Nicht dem Kaiser und nicht dem Papst, der ihn bis heute nicht rehabilitiert hat.

Ja  - ich meine Martin Luther.

Ein Christenmensch ist ein freier Herr aller Dinge und niemanden untertan. PUNKT.
Kein Wenn. Kein Aber. Auch wenn dann folgt:
Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.
Der erste Satz zählt und auf ihn kommt es an.

Zur Freiheit hat Christus euch befreit.
So lasst euch nicht wieder unter das Joch des Gesetzes zwingen.

Ich bezeuge einem jeden von euch:
Wer jetzt die Moral auspackt und die Sitte,
wer jetzt die Tradition anführt und die Zwänge,
der fällt aus der Gnade Christi
und muss wieder das ganze Gesetz erfüllen. ALLES.

Ach ich möchte den Xavier Naidoo mit diesen wunderbaren Strophen weiterdichten:

Glaubst Du, dass Dein Leben bereits geschrieben steht,
und dass irgendwo ein Weiser für Dein Tun die Konsequenzen trägt - glaubst Du das?
Glaubst Du, dass von allen Leben auf der Welt eins wertvoller ist als Deins? Glaubst Du das? Glaubst Du das?
Wenn Du das glaubst, dann wirst Du nie sehen
und verstehen, was ich mein, wenn ich sag':
Ich will frei sein.

Es ist gar nicht so einfach, in der Freiheit zu leben. Da ergeht es einem leicht wie einem Zootier, das zufällig freikommt: meistens kehrt es nach kurzer Zeit freiwillig zurück in den Käfig. Zu gefährlich ist es in der freien Wildbahn…

Wie frei ich war, wie frei wir aufgewachsen sind, das habe ich immer geschmeckt und gefühlt, wenn ich in der DDR auf Tage hinweg in unserer Partnergemeinde in Neubrandenburg gelebt habe.
Da saßen wir im Keller des Pfarrhauses und raunten uns zu, dass man oben über das Telefon Raumüberwachung möglich war. Und ahnten, das hier unten irgendeiner auch nicht dichthalten würde.
Da unten im Keller lernte ich ein Lied von der Freiheit:
Herr deine Liebe ist wie Gras und Ufer – Frei sind wir ja zu sagen oder nein. Wenn du uns freisprichst dann ist Freiheit da. Nur durch Gitter sehen wir uns an.
Da läuft es mir heute noch rieselnd über den Rücken.

Und als wir verbotenerweise eine einwöchige Fahrradtour mit über 20 Personen zur Ostsee machten, war das wohl nur möglich, weil der Pfarrer sozialistischer als die Sozialisten war und gute Beziehungen zur Staatsmacht pflegte.
Freiheit: Wenn ich da wieder raus war, aus dem Mief, nach der hässlich demütigenden Grenze, da raste ich die autoleere Autobahn runter von Hof nach Nürnberg und ließ in den engen Kurven der alten Reichsautobahn die Reifen mit 180 quietschen. - - - ich will frei sein, frei wie der Wind – o ja! OK - heute bin ich auch für eine geschwinidigkeitsbegrenzung...

Und dann die Befreiung: Jubel - das Glück zu sehen, wie die Mauer fällt und die Menschen und auch die Kirchen sich selbst befreit haben und eine Revolution gemacht haben im Land der Revolution – zur Freiheit sind wir befreit worden …

17 Jahre danach - das Leben im Freien, im „Raubtierkapitalismus“ ist gar nicht so einfach. Da möchten manche lieber wieder Artenschutz und die DDR-Kleinbürgerlichkeit zurückhaben, als sich den rauen Wind der weiten Welt, genannt „Globalisierung“ um die Nase wehen zu lassen. Italien möchten sie trotzdem gerne noch mal sehen …
Und manche Westler möchten wieder die Mauer hochziehen, damit sie ihren Wohlstand für sich verprassen können.
Zur Freiheit sind wir befreit worden … Wenn wir das gewusst hätten…sagen da manche.

Manche Christen können diese Freiheit auch nicht fassen. Tag für Tag muss Jesus sie befreien. Immer wieder. Vielleicht muss das so sein.
Aber bis sie soweit sind, sind sie zur Wiederholung gezwungen.
Aber das freie Leben eines Christen lebt nicht aus der Vergangenheit. Lässt sich nicht festlegen. Der freie Christenmensch lebt für die Zukunft Gottes. Ein Horizont der Freiheit tut sich auf.

Was glaubst du? Wie ist das mit Gott und der Freiheit?
Christus hat uns zur Freiheit befreit:
Wer ist Jesus für mich? Ein absolut freier Mensch: so frei wie Gott selbst auf eine so tolle Art und Weise, das ich immer noch staune, wenn ich die Bibel lese: ein so freier Mensch, der so frei ist, völlig er selbst zu sein und so offen mit allen umzugehen. Ein freier Mensch, der tut was er will und nicht was er soll: uns zu zeigen wie Gott ist. Frei und liebevoll. Der mir beibringt: kein Leben ist wertvoller als deins, und keiner kann dein Leben leben. Aber auch kein anderes Leben ist weniger wertvoll als meins!

Glaubst Du, dass irgendwer, irgendwo, irgendwann
für Dich Dein Leben leben kann ? Glaubst Du das ? Glaubst Du das ?
Wenn Du das glaubst, dann wirst Du nie sehen
und verstehen, was ich mein, wenn ich sag':

Freiheit ohne Einschränkung. Frei sein zu dem was ich entdecke, das ich bin, wozu ich wohl geschaffen bin. Frei wie der Wind. So frei, dass es fast wehtut.

Eine Freundin aus Linz hat angerufen. Isabella. Sie ist frei. Frisch geschieden. Hat ihren Beruf aufgegeben, studiert nun Gesang mit 300€ monatlich. Ich fragte sie:
Muss ich nicht in deinen Augen sehr unfrei sein? Verheiratet. Und die Kinder und dazu noch Pfarrer. Ich fühlte mich wirklich unfrei.

„Nein“, sagte sie: „ich bin frei wie ein Feder im Wind. Aber du: du bist eine Feder an einem Vogel.“

Nicht eine einzelne Feder, sondern eine Feder an einem Vogel. Und dieser Vogel ist so frei wie Jesus das mal von den Spatzen gesagt hat.

Da verstand ich und glaubte.
Freiheit ist die Grundlage allen Lebens. Dazu hat Gott uns geschaffen.
Wie Jesus es uns gezeigt hat.

Und die Bindungen, Ehe, Kinder, Beruf die bilden neue Schwingen der Freiheit, die den Wind spüren und die anderen die Sehnsucht nach Freiheit lehrt.
Ja ich glaube: der Glaube, der in der Liebe tätig wird bildet die Flügel der Freiheit.

Nein - Ich möchte nicht von einer wahren Freiheit reden oder einer falschen.
Wer die Freiheit kennt, weiß, was ich meine.
Wer die Freiheit schätzt, weiß, was ich glaube.
Denn Freiheit ist Freiheit und sonst nix.
(Wort des lebendigen Gottes am Reformationstag.)

AMEN.